Mehr als das Freilegen von Geschichte: Archäologie, Tourismus und Stadtentwicklung

Archäologischen Ausgrabungen haftet nicht unbedingt der Nimbus des Glamourösen an, ganz gleich ob sie sich an Epochen (z. B. der römischen Zeit oder dem Mittelalter), Regionen (z. B. Vorderasien) oder Themen (wie z. B. der Industriearchäologie) orientieren. Allenfalls spektakuläre Funde erreichen zeitweise eine breitere öffentliche Aufmerksamkeit, und auch dann bedürfen sie in der Regel der populärwissenschaftlichen Aufbereitung und Interpretation, um in ihrer geschichtlichen Relevanz verstanden zu werden. Dass die Archäologie aber eine ausschlaggebende Rolle spielen kann, wenn es um das Zusammenwirken unterschiedlicher Fachgebiete und Themen geht, beweist das europäische Projekt ARCHEODANUBE: Hier werden Archäologie, Kulturtourismus und Stadtentwicklung in Beispielen aus neun europäischen Städten und Regionen zusammen geführt. Entstanden sind dabei zahlreiche Instrumente, die die Einrichtung und das Management von Archäologischen Parks unterstützen.

Archäologie ist ein zunehmend wichtiges Thema in der integrierten Stadtentwicklung und auch im Kulturtourismus, allerdings bislang vor allen in Großstädten, wo „die Stadt unter der Stadt“ bei der Bürgerschaft wie auch bei Besucher*innen auf ein immer größeres Interesse stößt. Archäologische Relikte werden Bestandteil von Umbau- und Neubaumaßnahmen und erleben eine Inszenierung als „Fenster in die Vergangenheit“. Im öffentlichen Raum weisen neue Wegführungen, archäologische Pfade, Pflasterungen und Informationstafeln auf das archäologische Erbe hin.

Auf der Basis der archäologischen Bestandserfassung können so Innenstädte planerisch und gestalterisch sinnvoll weiterentwickelt und Orts- und Stadtbilder erhalten werden. Entscheidend sind ein integrierter Ansatz und gemeinsames Handeln, das Interessen der Bürger*innen einbezieht. Die Ausgangsfrage in ARCHEODANUBE war, wie archäologische Stätten im innerstädtischen Bereich kleiner bis mittlerer Städte in die Stadtentwicklung und den Tourismus so einbezogen werden können, dass sie zu einem wertschöpfenden Faktor werden können. Die Wertschöpfung bezog sich dabei keineswegs nur auf ökonomische Faktoren, sondern sollte gleichermaßen kulturelle, soziale, zukunftsplanerische und Bildungsaspekte berücksichtigen und die Bürgerschaft einbeziehen.  Dazu wurden verschiedene Instrumente entwickelt, die gleichermaßen aufeinander aufbauen, sich sinnvoll ergänzen und umsetzungstechnische Aspekte im Auge behalten.

Entstanden sind

Zur Vertiefung

ARCHEODANUBE – Archaeological Park in urban areas as a tool for Local Sustainable Development:  https://www.interreg-danube.eu/approved-projects/archeodanube

Die Homepage des Projekts, das aus Mitteln des europäischen Interreg-Donauraum-Programms unterstützt wird, enthält kostenfreien  Zugang und Download-Möglichkeiten für alle genannten Instrumente (in englischer Sprache) sowie weitere Materialien.

Informationen über ARCHEODANUBE in deutscher Sprache finden Sie auf der Website des einzigen deutschen Partners: https://kultur-und-arbeit.de/leistungen-und-projekte/kulturerbe/archeodanube-2020-2022/ . Kultur und Arbeit brachten in das Projekt Erfahrungen im Kulturtourismus und in Prozessen der bürgerschaftlichen Partizipation ein.

Die ArcheoTales gibt es zum Download für Apple- und Android-Geräte: Im Apple AppStore findet sich die App hier: https://apps.apple.com/at/app/archeotales/id1631560431; im Google PlayStore hier: https://play.google.com/store/apps/details?id=org.archeodanube.archeotales&gl=AT.  Es gibt auch ein Video über die App: https://youtu.be/ftvvHkV5XCk

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Auftrag des Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. 2014. Stadtarchäologie und Stadtentwicklung im Welterbe. https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/ministerien/bmvbs/sonderveroeffentlichungen/2013/Stadtarchaeologie.html

Die Publikation dokumentiert Beiträge einer gleichnamigen Tagung des Investitionsprogramms Nationale UNESCO-Welterbestätten, die 2012 in Lübeck stattfand. Auch wenn sie vor allem Bezug auf großstädtische Voraussetzungen nimmt, lassen sich einige der beschriebenen Heruasforderungen und Lösungen auch auf kleine Städte übertragen, die die Zielgruppe im ARCHEODANUBE-Projekt waren.

Autorin: Karin Drda-Kühn

Bildnachweis:  Arvid Olson auf Pixabay CC (Die Aufnahme zeigt Lepenski Vir, eine mittel- und jungsteinzeitliche archäologische Fundstätte in Serbien nahe der Donau (Gemeinde Majdanpek).  Erste Siedlungsspuren stammen etwa von 9500 v. Chr.)

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert