Vier Vorschläge zur Sensibilisierung für geistiges Eigentum

In der Nutzung von Eigentumsrechten hinkt der Kultursektor vielen anderen Sektoren hinterher und bedauerlicherweise fehlt den Akteur*innen oft auch das Bewusstsein dafür. Zugegeben: Es ist kein leicht zu erarbeitendes Thema, die Komplexität ist erheblich, und es sind oft juristische Fachkenntnisse erforderlich. Bedauerlicherweise nimmt sich die universitäre Bildung in den Ausbildungswegen des Kulturerbe-Erhalts, des Kulturmanagements und des Tourismus des Themas nicht ausreichend an, und die Currikula-Entwicklung dauert viel zu lange. So kommt der berufsbegleitenden Qualifizierung eine umso größere Verantwortung zu, hier geeignete Instrumentarien zur Verfügung zu stellen.  

Was also tun, um das Bewusstsein für Eigentumsrechte zu schärfen und den Kulturbereich zu qualifizieren? Hier 4 konkrete Vorschläge:

  1. Niedrigschwellige Qualifizierung bereitstellen: Qualifizierungs- und Unterstützungsmöglichkeiten wie das LEARN-IP-Training sind eine feine Sache, erst Recht, wenn eine solche Fortbildung in mehreren Sprachen vorliegt (Englisch, Deutsch, Rumänisch, Spanisch, Nord-Mazedonisch und Bulgarisch) und auf die Bedarfe im Kulturerbe-Erhalt und im Kulturtourismus maßgeschneidert ist.
  2. An Guten Beispielen lernen: Es ist es nicht einfach, gute Beispiele zur Umsetzung von Eigentumsrechten zu identifizieren, da Informationen dazu in der Regel nicht veröffentlicht werden. Im LEARN-IP-Training wurde es dennoch geschafft, über 20 Gute Beispiele zusammen zu tragen und diese aufgrund ihrer Erfolgsfaktoren zu analysieren. Sie sind in die Trainingsmodule integriert als Teil der Lerneinheiten. Darunter finden sich so spannende Beispiele beschrieben wie der Schutz von einzigartigem regionalen Kunsthandwerk (Keramik aus der rumänischen Region Bukowina, Perlen aus der nord-mazedonischen Stadt Ohrid), Markenschutz einer kulturellen Veranstaltung (Münchner Oktoberfest) oder zur Entwicklung des Kulturtourismus (geschützte geografische Angabe für bulgarisches Rosenöl).
  3. Unterstützung geben bei der Ausschöpfung von Eigentumsrechten auf der nationalen Ebene: In vielen Veranstaltungen, die die LEARN-IP-Entwicklung begleitet haben, war eine der wichtigsten Fragen der Teilnehmer, wer Ihnen denn im eigenen Land weiterhelfen kann. Daraus wurde immer wieder deutlich, dass die vorhandenen Möglichkeiten den Repräsentanten aus Kulturerbe-Erhalt und Kulturtourismus gar nicht bekannt waren oder sie sich scheuten, diese in Anspruch zu nehmen, weil sie sich z. B. nicht als unternehmerisch Wirkende verstanden. Deshalb wurden diese Kontakte mit vielen praktischen Tipps in einer eigenen Broschüre zusammen gestellt, die es nun für die Länder Deutschland, Rumänien, Spanien, Nord-Mazedonien  und Bulgarien gibt.
  4. Möglichkeiten erkennen auf leicht nachvollziehbare Weise: Einen qualifizierten Überblick zu gewinnen, wie Eigentumsrechte identifiziert werden können und welche Wege zur Inanspruchnahme dieser Rechte gegangen werden müssen, ist schwer. Es gibt aber inzwischen einige Instrumente und Hilfsmittel, die behilflich sein können. Für mehrere Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft gibt es sogar recht viele solcher Instrumente, z. B. für die mehr technologisch ausgerichteten Sektoren wie die design-orientierten Bereiche oder die games, d. h., diese Bereiche sind bereits besser aufgestellt in der Nutzung dieser Rechte.

In anderen Bereichen, wie dem Kulturerbe-Erhalt und dem Kulturtourismus, gibt es nur wenige Instrumente, die öffentlich zugänglich und entweder kostenlos oder zu vertretbaren Kosten zur Verfügung stehen. Die europäische Initiative FLIP bietet nun dankenswerterweise eine Sammlung von Instrumenten für die Kulturwirtschaft an und berücksichtigt zumindest den Bereich des Kulturerbes:

Das FLIP/CreativesUnite IP-Tool ist im Grunde eine Datenbank mit spezifischen Instrumenten für die Kultur- und Kreativwirtschaft aus ganz Europa, die von verschiedenen Initiativen entwickelt wurden. Neben dem filterbaren Datensatz enthält es auch verschiedene Tipps zum geistigen Eigentum und inspirierende Geschichten. Das Ziel ist es, diese Tools und Informationen für europäische Kreative leichter zugänglich zu machen. Sehen Sie es sich an: https://creativesunite.eu/myip/.

Autorin: Karin Drda-Kühn

(Bildnachweis: Pixabay CC)

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert