Autorin: Karin Drda-Kühn
Industrielles Erbe gehört zu unserem täglichen Leben im urbanen wie im ländlichen Raum. Bergwerke, Fabriken, Eisenbahnen und Schiffe gehören dazu, aber auch Museen, die beispielsweise die Entwicklung von Handwerkstechniken zeigen. Um die Sichtbarmachung kümmern sich zahlreiche lokale, regionale, nationale und europäische Initiativen durch Routen der Industriekultur, Netzwerke, Museen, Tage der Industriekultur. Sie leisten damit einen maßgeblichen Beitrag zur Attraktivität und Identität der touristischen ‚Destination Europa‘ und sind gleichermaßen eine wichtige Quelle für Geschichtsbewusstsein und Innovation.
Industrielles Erbe und Tourismus
Um eine Region oder eine Stadt in ihren Eigenheiten zu erfassen, die darin lebenden Menschen zu verstehen und deren Geschichte lebendig werden zu lassen, spielt das industrielle Erbe im Tourismus eine besondere Rolle. Touristisch gesehen, gehört der Industrieerbe-Tourismus zum Kulturtourismus. Kulturtourismus – von der Welt-Tourismusorganisation UNWTO definiert als Tourismus, der sich auf kulturelle Attraktionen und Produkte konzentriert – ist eines der am schnellsten wachsenden Segmente der Tourismusbranche und macht schätzungsweise 40 % des gesamten Tourismus weltweit aus. Vier von zehn Tourist*innen entscheiden sich für ein Reiseziel aufgrund seines kulturellen Angebots. Europa ist dank seines unvergleichlichen kulturellen Erbes, das Museen, Theater, archäologische Stätten, historische Städte, Industriestandorte sowie Musik und Gastronomie umfasst, ein wichtiges Reiseziel für kulturell interessierte Gäste.
Die präzise Zuordnung der genannten Zahlen zum Industrieerbe-Tourismus bleibt noch den Statistiker*innen vorbehalten. Es gibt keine genaue Zahl, wie viele Tourist*innen das Industrielle Erbe in Europa besuchen, aber es gibt einige Schätzungen und Statistiken, die einen Eindruck davon geben können. Die letzte größere Studie beauftragte das Europäische Parlament im Jahre 2013[1]. Sie untersuchte den Industrieerbe-Tourismus[2] und den ländlichen Tourismus in Europa und stellte fest, dass der Industrieerbe-Tourismus ein wachsender Markt mit einem hohen Potenzial für die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Erhaltung des Natur- und Kulturerbes und die Förderung der regionalen Entwicklung ist. Die Studie schätzte, dass der Industrieerbe-Tourismus in Europa jährlich etwa 21 Millionen Übernachtungen plus 146 Millionen Tagesausflüge ausmacht, wobei direkte Ausgaben in Höhe von annähernd 9 Milliarden EUR jährlich getätigt werden. Auch wenn diese Zahlen eine Dekade nach ihrer Erfassung nicht mehr als valide gelten dürfen, sind sie dennoch ein Anhaltspunkt mangels jüngerer Daten.
Nach ERIH, dem touristischen Informationsnetzwerk zum industriellen Erbe in Europa[3], gibt es mehr als 2000 Standorte des industriellen Erbes in europäischen Ländern, die jährlich mehr als 35 Millionen Besucher anziehen. Diese Standorte sind weitaus breiter aufgestellt als nur auf die Vermittlung des Industrieerbes konzentriert: Sie bieten auch kulturelle Veranstaltungen, Bildungsprogramme, Freizeitaktivitäten und gastronomische Angebote, was statistische Überschneidungen mit dem Kulturtourismus generiert.
Ansprache von unterschiedlichen Gästegruppen
Der große Vorteil des Industrieerbe-Tourismus ist, dass er eine Vielzahl von Gästegruppen ansprechen kann: Bei den „klassischen“ Kulturtourist*innen kann von Interesse an Kultur und Eigenheiten einer Region, historischem Bewusstsein und historischen Kenntnissen, Bereitschaft der intellektuellen Auseinandersetzung vor, während und nach einem Urlaubsaufenthalt ausgegangen werden. Bei anderen Gästegruppen wie Familien mit Kindern und Schulklassen sind Industrieerbe-Stätten ein willkommenes Angebot im formalen Lernen wie im Edutainment, also im unterhaltsamen Lernen in der Freizeit.
Eine weitere Gästegruppe, deren Potential noch bei weitem nicht erschlossen ist, sind Menschen mit Migrationshintergrund. Ihre Vorfahren brachten neues Wissen in Industrieanlagen und Handwerke oder schufteten in Bergwerken und Zechen. Ein Beispiel dafür ist die Industrialisierung des Ruhrgebiets (Deutschland), welche im 19. und 20. Jahrhundert viele polnische Zuwanderer in den Westen brachte. Ein weiteres Beispiel für diese Gruppe sind die so genannten Gastarbeiter*innen, die aufgrund der Anwerbeabkommen mit Italien, Spanien, Griechenland, Türkei, Marokko, Portugal, Tunesien und Jugoslawien in den Jahren von 1955–1973 in die Bundesrepublik Deutschland kamen und sich an Industriestandorten ansiedelten.[4] Besucherforschung mit Blick auf touristische Angebote mag zunächst selbstverständlich scheinen, doch in der Realität kommt diese häufig zu kurz obgleich sie wertvolle Anregungen mit Blick auf die Entwicklung von Besuchergruppen geben kann.
Erfolgreiche touristische Vermarktung
Um es vorab zu sagen: Einheitsrezepte für eine erfolgreiche touristische Inwertsetzung des industriellen Erbes gibt es nicht, jeder Standort unterliegt anderen Anforderungen. Es lässt sich aber inzwischen sehr genau aufgrund einer Vielzahl guter Beispiele beschreiben, durch welche Maßnahmen sich das Industrieerbe erfolgreich in den Tourismus einbinden und damit zu einem touristischen Alleinstellungsmerkmal aufwerten lässt. Gleichzeitig erfahren wir in der täglichen Arbeit vor Ort aber auch, welchen Barrieren zu einer besseren Nutzung und Sichtbarmachung das Industrieerbe ausgesetzt ist, denn die guten Beispiele haben sich genau damit ausführlich befasst. Von erfolgreichen Industrieerbe-Stätten lässt sich lernen, welche Erfolgsfaktoren ausschlaggebend sind:
- Einfache Mobilitätskonzepte
Im urbanen Raum oder in hoch verdichteten Regionen ist die Erreichbarkeit von Industrieerbe-Stätten kein Problem, da sie eingebunden sind in das lokale und regionale Verkehrsnetz des öffentlichen Personennahverkehrs. Aktionen wie kombinierte Tagestickets mit Eintritt in eine Stätte schaffen Besuchsanreize. Zu den bislang nicht gelösten Herausforderungen im ländlichen Raum gehören fehlende Mobilitätskonzepte, die interessierte Besucher*innen zu den Industrieerbe-Stätten bringen. Da mögen diese noch so spannend aufbereitet sein, ohne eine Infrastruktur der guten Erreichbarkeit wird es schwer, interessierte Gäste zu einem Besuch zu bewegen, besonders im ländlichen Raum. Nach jüngsten Studien gewinnen Faktoren wie umweltfreundliche Mobilitätsangebote und ökologisches Verhalten am Urlaubsort an Bedeutung. Doch auch wenn die Reisefreudigkeit nach der Corona-Zeit wieder im Aufwind ist und die Bereitschaft unvermindert ist, auch lange Wegstrecken in Kauf zu nehmen, bedeutet dies nicht, dass Besucher*innen bereit sind, aufwändige Mobilitätsmaßnahmen am Urlaubsort selbst zu treffen. “Slow travelling“ hört meist dort auf, wo Mobilitätsangebote nur eingeschränkt vorhanden sind oder wo die digitale Vernetzung fehlt. Deshalb: Je einfacher und besucherfreundlicher die Anreise angeboten werden kann, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit der Inanspruchnahme.
Gute Beispiele: Zu mobilitätsfreundlichen Angeboten gehört beispielsweise die Anbindung an Radwege einschließlich der Bereitstellung von Ladestationen sowie der Nutzung von so genannten „Radlerbussen“ oder Bahnabteilen, in denen Fahrräder transportiert werden können. In Zusammenarbeit mit den lokalen und regionalen Tourismusagenturen lässt sich ein mobilitätsfreundlicher Zugang bereits auf den Homepages speziell für Radler*innen integrieren. Das Radrevier Ruhr ist ein gutes Beispiel, wie man auf gut ausgebauten Radrouten zu alter Industriekultur kommen kann. Es bietet auf 1.200 Kilometern Routennetz Zugang zu wichtigen Industriedenkmalen, von eindrucksvollen ehemaligen Steinkohlezechen bis zu weitläufigen grünen Gartenanlagen.
- Digitale Angebote
Industriekulturelle Landschaften eignen sich ganz besonders für die Digitalisierung: Solche Angebote schaffen neue, zeitgemäße Zugänge und werden zunehmend wichtiger für die Vermittlung des Industrieerbes sein. Sie haben zudem noch eine weitere wichtige Funktion: Angesichts der häufig weitläufigen und oft keineswegs barrierefreien Areale von Industrieerbe-Stätten bieten sie inklusive Lösungen. Digitale Angebote vor, während und nach dem Besuch einer Industrieerbe-Stätte dienen damit nicht nur der Vorbereitung und Durchführung des Besuchs, sondern bieten auch emotionale Erlebnisse, die gerade beim Industrieerbe so wichtig sind: Das virtuelle Erlebnis einer frühindustriellen Anlage, von Wohnbedingungen der Arbeiterschaft oder spezieller Gebräuche vermittelt ein lebendiges Bild und fördert die emotionale Teilhabe von Besucher*innen. Methodisch ist das story-telling, das Erzählen von Geschichten, im digitalen Raum eine Art der Geschichtsvermittlung mit großem Erinnerungswert zum „Nachhausenehmen“.
Gutes Beispiel: Eine eine Audioguide-App zur Industriekultur einer Region, wie sie beispielsweise für die LEADER-Regionen Bautzener Oberland und Westlausitz in Deutschland entwickelt wurde, ist ein solches Beispiel. Darin wurden geschichtliches Wissen, story-telling und die Einbindung der Menschen vor Ort erfolgreich zusammengeführt (App „Industriekultur der Region“).
- Vernetzung vor Ort und Einbindung der Bevölkerung
Die Inwertsetzung von Industriedenkmalen erfolgt in der Regel unter Einbindung in Entwicklungspläne von Regionen. Dies vermeidet isolierte Aktionen, die Partikularinteressen geschuldet sind. Eine starke Vernetzung vor Ort bewirkt nicht nur geteilte Verantwortung, sondern repräsentiert auch Identifikation mit der Region und Geschichtsbewusstsein. Von besonderer Relevanz ist dabei die aktive Beteiligung der Bevölkerung, denn industriegeschichtliche Anlagen stehen in direktem Zusammenhang mit der Geschichte der Menschen vor Ort. In den Familien finden sich meist Zeugnisse solcher Verbundenheit, die eine Verbindung zum Industrieerbe herstellen: Standeszeichen, spezielle Kleidungs- und Ausstattungsstücke. Solche Objekte stellen generationenübergreifende Verbindungen her zum örtlichen Industrieerbe.
Gutes Beispiel: Das Museum „Kocherwerk“ in einem historischen Mühlengebäude der deutschen Region Hohenlohe widmet sich der Geschichte der regionalen Schrauben- und Befestigungsindustrie der Region und versteht sich als sozialer Treffpunkt, Informationszentrum und Lernplattform in der Branche der Montage- und Befestigungsindustrie in Hohenlohe. 34 Sponsoren und Unterstützer aus der Region dokumentieren die Wertschätzung dieses Industriezweigs in der Region.
- Vernetzung europaweit
Die Europäische Kommission bietet in ihren Förderprogrammen eine Fülle von Möglichkeiten der europäischen Vernetzung, beispielsweise zum fachlichen Austausch oder der Fortbildung für alle am Erhalt von Industrieerbestätten Interessierten. Projekte vor allem aus den interregionalen INTERREG-Programmen, dem Bildungsprogramm „ERASMUS+“ oder dem Forschungsprogramm „Horizon Europe“ bieten hierzu Unterstützung und europäische Zusammenarbeit. Privatwirtschaftliche Initiativen und Netzwerke wie Mad’in Europe widmen sich dem Erhalt historischer Handwerkstechniken. Auch Freiwillige sind in diesen Netzwerken willkommen, sind sie doch eine der Säulen im Erhalt des industriellen Erbes.
Gute Beispiele: Das INTERREG-geförderte Projekt „ESTLAT7 – Industrial heritage – Revival of Industrial heritage for tourism development” ist ein Beispiel zum Erhalt des industriellen Erbes und der europäischen Zusammenarbeit. Das RESCUE-Projekt („Regeneration of disused industrial sites through creativity in Europe”) lud Künstler*innen und Schüler*innen weiterführender Schulen ein, um sich mit der Geschichte verlassener Industrie-Stätten zu befassen.
- Buchbare Produkte für den Tourismus
Für den Tourismus reicht die Bereitstellung eines sanierten Industrieerbes nicht aus, um das Thema „Industrieerbe“ „gastgerecht“ aufzubereiten. Touristiker*innen brauchen „Produkte“, die sie Gästen anbieten können: buchbare Angebote, die z. B. Übernachtungen, Führungen und weitere Erlebnisse einschließen. Auch Möglichkeiten der Vernetzung von unterschiedlichen Besucherinteressen sind touristisch interessant, z. B. in der Kombination mit Radlerangeboten oder Musikveranstaltungen. Kreativangebote im Industrieerbe zielen auf eine künstlerische Verarbeitung von einzigartigen Eindrücken im Industrieerbe. Mitmachen ist wichtig!
Gutes Beispiel: Das LVR-Industriemuseum Kraftwerk Ermen & Engels lässt Gäste Kunst ganz ohne digitale Nachbearbeitung, nur durch Langzeitbelichtung und Lichtmalerei erschaffen. Dabei helfen Lichtpinsel und Tablets. Die Teilnehmenden experimentieren vor Ort mit der Langzeitbelichtung und visualisieren mit speziellen Lichteffekten ihre eigenen Ideen. Zeugnisse der Vergangenheit wie hohe Schornsteine, wuchtige Geräte, Apparaturen und kleine Alltagsgegenstände helfen dabei, Figuren, Schemen und Bahnen zu formen. Die Gruppe erhält alle ihre Fotos des rund zweistündigen Workshops digital.
- Emotional-kreative Angebote
Geführte Fototouren finden in Anlagen der Industriegeschichte eine besonders dankbares Motivlage. Vom historischen Handwerk bis zur verfallenden Fabrikhalle – all das sind einzigartige Motive, die eine ganz eigene Ästhetik haben können. Die „lost places“-Fotografie birgt für engagierte Freizeit-Fotograf*innen viele kreative Möglichkeiten und ungewöhnliche Motive.
Gute Beispiele: Die Foto-Faktorei im oberfränkischen Hof (Deutschland) bietet viele verschiedene Fototouren zur Industriegeschichte der Region an. Dazu gehören Touren zu „lost places“ wie einer Porzellanfabrik und einer Glasschleiferei oder Touren zu Orten der Industriegeschichte wie einer Zuckerfabrik und einer Papierfabrik. Ähnliche Touren gibt es auch beim Berliner Reiseveranstalter Urbexplorer.
- Routen der Industriekultur
Solche lokalen und regionalen Routen gibt es inzwischen zahlreich in vielen europäischen Städten und Regionen. Sie sind Zeugen des Bewusstseins und der Wertschätzung von Industriegeschichte, die ganze Generationen geprägt hat. Zwei europäische Netzwerke engagieren sich für die Erstellung und den Erhalt solcher Routen und sind wichtige Lieferanten für Wissen und Erfahrungen. Kooperationen mit diesen und weiteren Netzwerken geben Zugang zu Informationen und Expertise.
Gute Beispiele: EFAITH (European Federation of Associations of Industrial and Technical Heritage – Europäische Föderation der Vereine für industrielles und technisches Erbe) ist eine europäische Plattform zur Förderung von Kontakten und Zusammenarbeit zwischen Freiwilligen und gemeinnützigen Vereinen, die das industrielle Erbe erforschen, bewahren, interpretieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen – sowohl materielles, immaterielles, bewegliches, unbewegliches, dokumentarisches und digitales Erbe. ERIH ( European Route of Industrial Heritage – Europäische Route der Industriekultur) ist das touristische Informationsnetz der Industriekultur in Europa. Das Netz wird von der Vereinigung ERIH verwaltet, die rund 350 Mitglieder in 27 Ländern hat. Mehr als 100 Mitgliedsstätten sind Ankerpunkte, Stätten von außergewöhnlicher historischer Bedeutung für das industrielle Erbe, die auch ein hochwertiges Besuchererlebnis bieten.
- Wanderbare Touren
Nicht immer bedarf es einer Route, um Menschen für Industriedenkmäler zu interessieren. Wandertouren erfüllen auf lokaler Ebene denselben Zweck und bieten Wandernden und Radler*innen entlang des Wegs neue Eindrücke und spannende Infos zur Lokal- und Regionalgeschichte.
Gutes Beispiel: Der „Rothenburger Taubermühlenweg“ ist zwar kein ausgewiesener Wanderweg, führt aber von Rothenburg ob der Tauber entlang des Flusses Tauber an die Mühlen des Taubertals. Neben dem Wandererlebnis sind die Mühlen auch ein Anschauungsbeispiel für erneuerbare Energie, denn neun alte Wasserkraftanlagen wurden wieder in Betrieb genommen und erzeugen Elektrizität.
- Wiederauferstehung alter Handwerkstechniken
Wir erleben gerade ein neues Interesse an alten Handwerkstechniken, Freude am manuellen Werken,verbunden mit neuer Wertschätzung historischer Techniken. Ob Korbflechten, Schmieden, Weben oder Schnitzen, diese Techniken gehörten einst zu Industriezweigen und genau genommen ist es viel zu schade, dass alte Werkstätten aufgelöst, verkauft und verschrottet werden oder in einem Museum nur zum Anschauen präsentiert werden. Der so genannte Kreativtourismus bietet Interessierten ein Eintauchen in solche Techniken mit der Erstellung eigener Arbeiten mit hohen Nutzcharakter. Solche Angebote lassen sich sinnvoll mit dem industriellen Erbe einer Region verknüpfen – als workshops, Führungen oder Gespräche mit Einheimischen.
Gutes Beispiel: Es gibt inzwischen im Kreativtourismus viele Anbieter, die dem Bedürfnis nach handwerklicher Betätigung entgegenkommen, weil diese Art von Freizeitbeschäftigung im Urlaub das Eintauchen in eine fremde Kultur besonders gut ermöglicht. Als einer der ersten etablierte sich 2014 das isländische Unternehmen Creative Iceland und bietet immer noch zahlreiche handwerkliche Kurse, immer mit direktem Bezug zur isländischen Kultur und nationalen Eigenheiten.
- Qualifiziertes Personal
Mitarbeiter*innen im Industrieerbe kommen in der Regel aus unterschiedlichen Ausbildungswegen wie dem Kulturmanagement, der Geographie, Baugeschichte, der Museumspädagogik oder dem Ingenieurwesen. In den seltensten Fällen haben sie eine touristische Qualifizierung, obgleich diese ganz besonders wichtig ist, um eine gemeinsame Sprache beider Arbeitsgebiete zu finden. Neben der fachlichen Qualifizierung, die je nach Industrieerbe unterschiedlich ausfallen dürfte, sind es soziale Fähigkeiten, Sprachkenntnisse oder journalistische Kenntnisse, die gebraucht werden. Individualisierte Qualifizierungs- und Weiterbildungsprogramme für alle Mitarbeiter*innen – einschließlich der ehrenamtlichen Kräfte – sind ein Muss im erfolgreichen Betrieb von Industrieerbe-Stätten.
Gutes Beispiel: Das europäische Projekt HECTOR hat ein Qualifizierungsprogramm für junge Leute entwickelt, die sich im Industrieerbe-Erhalt engagieren möchten. Das englischsprachige Trainingsprogramm berücksichtigt historische, soziale und umsetzungspraktische Aspekte und ist auf ein internationales Publikum ausgerichtet. Über den „Pact for Skills“ forciert die Europäische Kommission Weiter- und Fortbildungsmöglichkeiten.
Die genannten Guten Beispiele:
- Einfache Mobilitätskonzepte: https://www.adfc-radtourismus.de/radrevierruhr/
- Digitale Angebote: Audioguide App „Industriekultur der Region“ im Google Playstore und im Apple Store
- Vernetzung vor Ort: https://www.kocherwerk.de
- Europäische Vernetzung: https://industrialheritage.travel/; https://rescue-eu.com/ , https://www.madineurope.eu
- Buchbare touristische Angebote: Malen mit Licht https://www.nrw-tourismus.de/o-malen-mit-licht
- Emotional-kreative Angebote: https://www.foto-faktorei.de/touren/industriegeschichte-lohgerberei/ , https://urbexplorer.com/shop/die-linoleumfabrik-lost-places-fototour/
- Routen der Industriekultur: EFAITHwww.industrialheritage.eu und ERIH https://www.erih.net/
- Wanderbare Touren: Rothenburger Taubermühlenweg: https://www.taubermuehlenweg.de/muehlenweg
- Wiederauferstehung alter Handwerkstechniken: https://creativeiceland.is/
- Qualifiziertes Personal: http://www.hector-training.eu/; https://pact-for-skills.ec.europa.eu/index_en
Referenzen
[1] Generaldirektion Interne Politikbereiche der Europäischen Kommission. 2013. Industrie- und Agrartourismus/Ländlicher Tourismus in Europa. Zugänglich unter https://www.europarl.europa.eu/RegData/etudes/etudes/join/2013/495840/IPOL-TRAN_ET%282013%29495840%28SUM01%29_DE.pdf , eingesehen 17.10.2023
[2] Der Begriff „Industrietourismus“ im Titel der Studie ist etwas irreführend, denn es geht in der genannten Studie tatsächlich um Industrieerbe-Tourismus und um eine Analyse, wie, warum, wann und wo sich der auf das Industrieerbe konzentrierte Tourismus und der ländliche Tourismus in Europa entwickelt haben.
[3] ERIH – Europäische Route der Industriekultur (Herausgeber). Europas industrielles Erbe – eine internationale Erfolgsstory. 2021
[4] Eine gute Beschreibung dieser Gästegruppe bietet beispielsweise eine Publikation des Deutschen Museumsbundes: „Museen, Migration und kulturelle Vielfalt – Handreichungen für die Museumsarbeit“. Berlin 2015 https://www.museumsbund.de/wp-content/uploads/2019/04/2015-leitfaden-migration.pdf, eingesehen 18.10.2023
Bildnachweis: Pixabay CC