Nach den Sternen greifen – Astrotourismus für ländliche Regionen

Bedingt durch die zunehmende Lichtverschmutzung kann der Sternenhimmel nur noch in Regionen beobachtet und erfahren werden, die nicht durch starke Lichtquellen wie Großstädte oder stark beleuchtete Infrastrukturen (z. B. Sportstadien) beeinträchtigt sind. Ländliche Regionen und vor allem Bergregionen sind im Vorteil, wenn es um das Erlebnis eines unverschmutzten Sternenhimmels geht. In der Regel sind dies ländliche Regionen, vor allem Bergregionen. Lichtverschmutzung ist ein zunehmendes Problem für die menschliche Gesundheit, das Verhalten von Tieren, und die Biodiversität. Inzwischen gibt es europa-weit Initiativen , die sich gegen die Lichtverschmutzung engagieren und auch der Astrotourismus (oder Sternentourismus, Dark Sky Tourismus, Noctourism) ist ein Teil davon.

Dieser ist zudem eine der großen Chancen für den ländlichen Tourismus und eine höchst attraktive Nische im heiß umkämpften internationalen Tourismusmarkt, denn immer mehr Menschen bevorzugen in Urlaub und Freizeit das Erlebnis des Sternenhimmels. Sternenparks und Sternendestinationen boomen. Die Tourismustrendforschung und der Tourismusmarkt belegen eindrucksvoll den Astrotourismus als einen der wichtigsten Tourismustrends weltweit . Der Trend ist getrieben vom Wunsch der Reisenden nach beson-deren Erlebnissen, nach Orten der Ruhe, aber auch nach neuen Lernerlebnissen, die Biodiversität und Naturnähe greifbar machen. Für 2025 befragte die Buchungsplattform booking.com 27.000 Reisende in 33 Ländern und stellte heraus: “Ditching the daylight crowds for midnight magic, nearly two thirds (62%) are considering visiting darker sky destinations with starbathing experiences (72%), star guides (59%), once in a lifetime cosmic events (59%), and constellation tracking (57%) top of the stellar adventure list.

Wie aber begeistert man Besucherinnen einer ländlichen Region für die Sternenbeobachtung als touristisches Angebot und gibt gleichzeitig kulturgeschichtliches und ökologisches Wissen weiter über unser fragiles Ecosystem? Ohne qualifizierte Sternenführer*innen geht es nicht. Die International Dark-Sky Association (IDA) hat allein in Europa fast 50 ländliche Regionen zertifiziert, in denen künstliches Licht gebannt und der dunkle Nachthimmel geschützt wird. Überall dort gibt es bereits ausgereifte astrotouristische Angebote: Es werden geführte Nachtwanderungen durch zertifizierte Sternenführer*innen angeboten, die Erklärungen zu himmelsmechanischen Vorgängen geben und Geschichten rund um Sternbilder erzählen. Zudem braucht es aufgeschlossene Partner*innen aus den ländlichen Kommunalverwaltungen, den Naturreservaten, aus Hotellerie, Gastronomie und den vielen kleinen Anbieter*innen, die attraktive Produkte erstellen können – vom Souvenir bis zur regionalen Kulinarik. Solide Netzwerke, die gut und engagiert zusammenarbeiten, sind ein Erfolgsfaktor, um Menschen an Themen wie die Folgen der Lichtverschmutzung und die Freude an der Sternenbeobachtung heran zu führen.

STARLIGHT – Qualifizierung zum Sternenführer

Wer sich im touristischen Trendthema „Astrotourismus“ engagieren oder gar selbstständig machen will, hat durch das europäisch-unterstützte STARLIGHT-Projekt Zugang zu einem kostenlosen Qualifizierungsprogramm. Dieses hat die wichtigen Themen, die mit dem Astrotourismus verlinkt sind, in knapper Form aufbereitet: Astrophysik, Astronomie, Lichtverschmutzung, Sternenbeobachtung, Biodiversität, Regionalentwicklung, Unternehmertum und kulturgeschichtliche Aspekte des Sternenhimmels. Sechzig Europäer*innen aus 12 Ländern – Interessierte an Astronomie ebenso wie Touristiker*innen, die ihr Angebot erweitern wollen – nahmen bereits am STARLIGHT-Fortbildungsprogramm teil. Sie befassten sich in Selbstlerneinheiten, Webinaren und Studienexkursionen ausführlich mit dem Thema Astrotourismus. Das Fortbildungsprogramm , ursprünglich in englischer Sprache entwickelt, steht allen Interessierten in weiteren fünf Sprachen kostenfrei zur Verfügung und verweist damit auch auf die internationale Dimension des Sternentourismus. Es bereitet Lernende auf einen internationalen Markt vor.

Perspektivisch gesehen, ist die vermeintliche „Nische Astrotourismus“ nicht nur eine Möglichkeit, die Natur auf ganz besondere Weise zu genießen. Sie ist auch ein Rollenmodell für verantwortungsbewussten, interdisziplinär aufgestellten Tourismus, der Geschäftsmöglichkeiten mit dem Erhalt der natürlichen Ressourcen ausbalanciert.

Autorin: Karin Drda-Kühn
Bildnachweis: PixabayCC

Quellen:

Initiativen gegen Lichtverschmutzung: https://darksky.org/news/pursuing-europe-wide-action-on-light-pollution/ ; http://www.lichtverschmutzung.de/; https://www.paten-der-nacht.de/
Tourismustrendforschung: Unter anderem durch eine Studie von CondéNast Traveller https://www.cntraveller.com/article/travel-trends-2024
Booking.com: https://www.hospitalitynet.org/news/4124191.html?fbclid=IwY2xjawGcmeBleHRuA2FlbQIxMAABHUf3frdZVHSdIA8gA1eMYpYpR_pt1Nue8yyFQH2ht7WnvPGXSmW_IiwQ_aem_GjqJKJK4BlO-Pne-Pall (eingesehen 8.1.2025).

International Dark-Sky Association (IDA): https://darksky.org/
STARLIGHT – Skills for Tourism and Recognition of the Importance of Dark Skies: https://starlight.oato.inaf.it/
STARLIGHT Trainingsprogramm: https://starlight.oato.inaf.it/2022/10/27/the-call-for-participants-is-open/ ; das Trainingsprogramm steht in Englisch, Italienisch, Deutsch, Slowenisch, Bulgarisch und Spanisch zur Verfügung